Galerie Johann Widauer 2006

Beatrix Sunkovsky   Alfons Egger   Die Idealität des Undurchdringlichen

 

Die in der Ausstellung präsentierten Werke von Beatrix Sunkovsky und Alfons Egger folgen auf formal und inhaltlich ganz unterschiedliche Weise einem künstlerischen Konzept, das subtil harmoniert. Beatrix Sunkovsky thematisiert in ihren Bildern ohne Titel kategoriale Bedingungen des Dinglichen. Einheit und Vielheit, Statik und Veränderung, Durchdringung und Isolierung werden in den Werken als Entitäten einer aus geometrischen Körpern und einer kompakten Flächigkeit bestehenden Bildrealität sichtbar. Die ontologische Relevanz der Formen tritt durch den bewussten Verzicht auf Farbigkeit in den Vordergrund . Die geheimnisvollen Abstufungen unterschiedlichster Grauwerte verleihen ihren Werken monumentale Abgründigkeit und zugleich eine scheinbar undurchdringliche Kompaktheit. Die serielle Hängung der Ölbilder intensiviert das Prozesshafte in den Konstellationen der Flächen, Blöcke, Wände und Schichtungen. Das einzelne Bild wird Teil einer umfassenderen Struktur. Der Betrachter konstituiert Zusammenhänge, Verläufe und Metamorphosen. Perspektivische Räume, sich überlagernde Flächen, formale Brechungen und Irritationen der Bildebenen sind visuelle Entsprechungen einer hermetisch abstrakten Formenwelt. Das Geheimnisvolle und Irisierende der Arbeiten liegt in der Diskrepanz zwischen der rational kühlen Struktur geometrischer Körper und der geradezu anonymen Flächigkeit des Malduktus, der Tiefen und Mäandern des Unbewussten suggeriert. Dieser gegenstandslosen und menschenleeren Welt auch in den Zeichnungen stellt Alfons Egger die vermeintliche Leichtigkeit und Helligkeit einer geometrischen Raumkonstruktion aus Schaumstoff gegenüber. Der eigentlich als Füllmaterial verwendete Schaumstoff wird hier zum Raumkonstituenten. Der in sich geschlossene Raum ist unzugänglich, hermetisch und undurchdringlich. Das Innere ist nach außen gekehrt. Aspekte wie die Leere, das Opake, ja fast etwas Beängstigendes charakterisieren die riesige Konstruktion. Das Weiß des Schaumstoffs, die Größe und Kompaktheit des Werkes und nicht zuletzt der einzig mögliche Blick auf ein Außen machen Eggers Installation zu einer Spiegelung existentieller Befindlichkeiten, auch bei ihm gerade in der Reduktion künstlerischer Mittel. Als poetisch suggestive Mementi in der unheimlichen Leere des verdichteten Raumes setzt er zwei kleine Marmortafeln: Seele. Die Bilder wissen nichts von uns. Es ist eine gleichsam romantische Reminiszenz an die Empfindsamkeit und die Existenz an das, was wir die menschliche Seele nennen. Und so ist es kein Zufall, wenn diese kleinen Inschriften in der Ausstellung als Bindeglied zwischen den enigmatisch beunruhigenden Zeichnungen von Beatrix Sunkovsky und der mitleidlosen Undurchdringlichkeit der weißen Raumkonstruktion von Alfons Egger wie eine marmorne Erinnerung erscheinen.

                                                                          Gaby Gappmayr 2006